Heimatbund Calberlah – Die Sauerkirsche im Hausgarten
Wo der Boden nicht viel hergab, pflanzte man in früheren Zeiten eine Schattenmorelle. Diese Sorte der Sauerkirsche hat nur geringe Ansprüche an den Boden und ist unempfindlich gegen Hitze und Trockenheit, sie trotzt auch den winterlichen Temperaturen. Auf den Höfen und Siedlungshäusern kamen die Menschen so in den Genuss der leckeren Früchte für Kuchen, Marmeladen und Liköre. Sauerkirschen werden maximal 10 m hoch, ihr Kronenaufbau ist eher klein und rundlich. Solch eine Kronenform birgt einen großen Vorteil, erleichtert es doch das Einnetzen als Schutz gegen Vögel. Die Blüte findet in etwa zwei Wochen später als bei den Süßkirschen statt, ein weiterer Vorteil in Bezug auf Spätfrost und die damit verbundenen Schäden an den Blüten.
Heute findet man sie nur noch selten, leider gibt es dafür gleich mehrere Gründe. In der Landwirtschaft werden die Ackerflächen intensiv genutzt, Platz für Bäume bleibt da selten. Und wie sieht es bei uns im Dorf aus? Unsere Hausgärten verschwinden zusehends. Wenn wir einmal mit dem Rad durch die Dörfer unserer Samtgemeinde Isenbüttel fahren, fällt die Bebauung in Auge. Es wird immer häufiger in die ehemaligen Gärten hineingebaut. Häuser und Parkplätze entstehen dort, wo früher noch Erdbeerpflanzen blühten und Menschen ihren wohlverdienten Feierabend im Grünen genossen haben. Auch die Anfälligkeit gegen Pilzkrankheiten ließen die Bestände leider immer weiter zurückgehen.
Die gute Nachricht heute ist: Neue Sorten sind weniger anfällig gegen diese Pilzkrankheiten und durch eine fachgerechte Betreuung von der Pflanzung bis hin zur Ertragsphase bringt der Baum Mensch und Tier viel Freude. Nun, zu mindestens in diesem einen Punkt gibt es Hoffnung für den Erhalt dieses wunderbaren Obstbaumes.
Die Sauerkirsche ist sehr anspruchslos. Mit dem geringen Pflegeaufwand, einem wunderbaren Aroma der Früchte und mit ihrer beeindruckenden Blütenpracht ist sie den allermeisten Obstbäumen voraus. Auch die Sortenauswahl ist reichlich, über 200 davon gibt es. Sauerkirschen enthalten mehr Saft und Fruchtsäure als Süßkirschen und eignen sich daher auch besser zum Kochen und Backen. Geschätzt wird das säuerliche, dabei fruchtige Aroma der Sauerkirschen jedoch auch beim Naschen direkt vom Baum. Durch ihre feste Konsistenz eignen diese sich sehr gut zum Einmachen.
Als Konservenobst eignen sich Sauerkirschen ebenfalls sehr gut. Konfitüren aus Sauerkirschen sind aufgrund ihrer nicht nur süßen, sondern auch leicht zitronig-säuerlichen Note eine besondere Delikatesse. Kuchen und andere süße Backwaren erhalten durch die Früchte ein interessantes Aroma, auch in Molkereiprodukten und Fruchtweinen sorgen Sauerkirschen für einen erfrischenden Geschmack.
Der fachgerechte Umgang mit der Pflanze fängt schon vor der Pflanzung an. Die richtige Wahl des Standortes mindert schon den Befallsdruck durch Schädlinge und Krankheiten. Sonne oder Schatten, Standraum oder Bodenbeschaffenheit fließen mit in die Einschätzung ein. Ob ein neuer Baum im Hausgarten, auf der Streuobstwiese oder in der Feldmark gepflanzt werden soll, Hygiene vermeidet Probleme. Kaufen Sie als Pflanzgut Qualitätsware aus den Baumschulen und kalkulieren Sie beim Umsetzen von Obstbäumen auch die Möglichkeit der Verbreitung von bodenbrütigen Erregern mit ein. Desinfizieren Sie ihr Schneidwerkzeug nach jedem Einsatz.
Noch einmal kurz zurück zu der Auswahl des Baumes. Nicht jede Sorte ist für unser Klima gut geeignet, eben einige von ihnen sind besonders anfällig für Schädlinge und Krankheiten. Es gibt jedoch bereits eine ganze Reihe von Sorten mit hoher Widerstandsfähigkeit. Diese gilt es zu verwenden, dass erspart eine Menge Ärger.
Wer sich auf eine Sauerkirsche einlässt, muss eines wissen. Sie ist sehr anfällig für Pilzkrankheiten. Die Monilia-Spitzendürre tritt nach der Blüte im Mai in Erscheinung. Man sieht es deutlich, bei einem Befall sterben Triebe und auch ganze Astpartien ab. Bei einem Befall mit dem Monilia-Pilz sollten die befallenen Triebe bis ins gesunde Holz zurückgeschnitten werden. Das Schnittholz ist infiziert und darf nicht im Garten verbleiben.
Dasselbe gilt für den zweiten großen Feind der Sauerkirschen, die Sprühfleckenkrankheit. Wie der Name schon andeutet, sind die Blätter des Baumes mit rötlich-braunen Flecken belegt. Etwa so im August kann man dies beobachten, danach lösen sich die Blätter vom Baum. Ähnlich wie beim Birnengitterrost ist ein leichter Befall nicht schädlich für den Baum, jedoch leidet seine Vitalität darunter.
Ist das Obstgehölz da, kann endlich gepflanzt werden. Den Spaten hervorgeholt, geht es mit dem Pflanzloch los. Es sollte einen Durchmesser von mindestens einem halben Meter aufweisen. Beim Pflanzen an sich darf nicht mit Wasser gespart werden, so wird ein guter Bodenschluss an den Wurzeln erreicht. Die Verdickung am unteren Ende des Stammes, die Veredlungsstelle, muss sich oberhalb der Erde befinden. Halten Sie einen Meter im Durchmesser um den Stamm herum frei von Gras und unerwünschten Gartenbegleitkräutern, manch einer bezeichnet diese auch als Unkraut. Es ist vorteilhaft, diesen Bereich zu mulchen. Man kann angetrockneten Grasschnitt nehmen oder auch Häckselgut, im Winter kann Kompostmaterial aufgetragen werden. Für einen festen Halt benötigt unsere Sauerkirsche in den ersten Jahren noch ein Pflanzgerüst. Denn irgendwie ist diese Sauerkirsche ja auch unser kleines Baby, wir haben sie uns gewünscht, haben ihr Zuhause sorgfältig ausgewählt, wollen eben ihr Halt sein. Wir haben ihr einen guten Start ins Dasein ermöglicht und wollen uns lange an ihr erfreuen.
Heimatbund Calberlah, Karsten Karwehl