Jäger retten Kitze mittels moderner Technik!
Frühmorgens im Bromer Land, draußen ist es dunkel und die meisten Menschen schlafen noch tief und fest, macht sich der Croyaner Jäger Kay Bannier in den Monaten Mai und Juni mit seinen Helfern auf den Weg. Seine Mission: Die Rehkitzrettung mittels Drohne! Aber auch Junghasen und die Gelege von Bodenbrütern wie Rebhühnern oder Fasanen entgehen dem scharfen und geübten Auge nicht. Alles muss zügig vonstattengehen, denn es bleibt immer nur ein kleines Zeitfenster: Steht die Sonne schon zu hoch und wird es zu warm, kann die an der Drohne eingesetzte Wärmebildkamera die Wärme der kleinen Tierkörper nicht mehr orten.
Optimalerweise übermittelt der Jagdpächter oder Landwirt vorher die Flächendaten; so kann die Drohne im Voraus programmiert werden und fliegt wegpunktgesteuert, ansonsten wird sie vom Piloten manuell gesteuert, so Bannier. Wie ein großer Wespenschwarm brummend und summend erhebt sich die Drohne geradewegs nach oben in die Luft, bis sie auf knapp 50 Metern über dem Boden steht. Zunächst nichts außer Maulwurfhaufen, doch dann: Zwei kleine, für das ungeübte Auge schwer zu sehende Punkte auf dem Bildschirm! Die Helfer machen sich, bewaffnet mit Tiertransportboxen und Handschuhen, auf den Weg. Mittels Funkgeräten werden sie an die richtige Stelle gelotst, denn im hohen Gras sind die Kitze gut getarnt und nicht zu sehen, selbst wenn man nur einen halben Meter entfernt steht. Das erste Kitz hat bereits einen Fluchtinstinkt ausgeprägt, auch beim zweiten Versuch ist es nicht einzufangen. Es schießt schnell auf eine Fläche, die an diesem Tag nicht gemäht werden soll. Glück gehabt! Das zweite Kitz hat noch seinen anfangs ausgeprägten Drückinstinkt, es kauert sich ins Gras hinein. Behände wird es mit Handschuhen, damit die Ricke ihr Junges nach der Mahd wieder annimmt, in die Transportbox gepackt und am sicheren Wiesenrand in den Schatten gestellt. Nach der Mahd wird das Kitz wieder, geschützt vor den Augen von Raubtieren und -vögeln, freigelassen; durch spezielle Fieplaute findet die Ricke ihr Kitz wieder.
Gut verstecktes Rehkitz auf der Mähfläche (Copyright: Kay Bannier)
Entweder mit Handschuhen oder eingehüllt in Gras wird das Kitz aus dem Gefahrenbereich des Mähers gebracht (Copyright: Kay Bannier)
Im Bereich des Hegering Brome konnte Kay Bannier in diesem Frühjahr bisher auf mehr als 150 Hektar Grün- und Ackerland bereits 33 Rehkitze, ein Damkalb, diverse Junghasen, Rebhühner und Fasane aufspüren und vor der Mahd in Sicherheit bringen. Die höchste Anzahl an einem einzigen Morgen in der Tülauer Gemeindejagd waren elf Kitze! Das bisher übliche Absuchen mittels vieler Helfer und ausgebildeten Jagdhunden dauert um einiges länger und ist im direkten Vergleich zur Drohne auch weniger effektiv.
Trotz moderner Technik sind je nach Größe der Fläche viele Helfer hilfreich wie hier in der Tülauer Gemeindejagd, Kay Bannier dritter von links (Copyright: Jens-Torben Trump)
2021 legte sich Kay Bannier die Drohne mitsamt der kostspieligen Ausrüstung wie Wärmebildkamera, Zusatzbildschirm, Akku etc. zu, da es von Seiten des Bundeslandwirtschaftsministeriums über die Kreisgruppen, in Banniers Fall die Jägerschaft Gifhorn e. V., Fördermittel gab. Auch der Hegering Brome gab einen Teil dazu. Trotz allem blieb mehr als die Hälfte an Eigenanteil übrig, die Bannier aus eigener Tasche bezahlte. Dazu kommen Ausgaben für den verpflichtenden Drohnen-Führerschein sowie eine vorgeschriebene Haftpflichtversicherung für Drohnenpiloten. Alles in allem ein kostspieliges Unterfangen allerdings für eine gute Sache, der sich Bannier mit Leib und Seele verschrieben hat. Er kann aber nur zum Einsatz kommen, wenn er im Voraus von der Mahd weiß, weshalb er um die Mithilfe und Zusammenarbeit der Landwirte und Jäger/Jagdpächter bittet. Der Kontakt kann über den Hegering Brome hergestellt werden.
Pro Jahr fallen wohl gut eine halbe Million Jungtiere der Mahd zum Opfer, davon ein Fünftel Rehe. Leider fällt die Frühjahrsmahd ab Mai mit der Brut- und Setzzeit der Rehe, Hasen und Wiesenbrüter zusammen. Das bei den Wildtieren beliebte Grünland wird zum Teil weniger, dafür intensiver bewirtschaftet, was unweigerlich zu Konflikten führt. Die Wildtiere ziehen mit ihrer bewährten Überlebensstrategie, dem bewegungslosen Ausharren zum Schutz vor Fressfeinden, gegenüber den breiteren und schnelleren Mähwerken den Kürzeren. Die Jungtierrettung mittels Drohne und Wärmebildkamera durch Kay Bannier und seine Helfer bietet in diesem Konflikt eine für alle Seiten effektive Lösung!