Krüger-Brüder regieren Ribbesbüttel
Sonntagmorgen. 8.00 Uhr. Der Handywecker klingelt. Maximilian Krügers Augen öffnen sich langsam und gehen um so schneller wieder zu. „Aua, was für ein Kater… wo bin ich? Was ist los?“ Er hat Schwierigkeiten Realität und Traumland voneinander zu unterscheiden. Im Gästezimmer des Elternhauses in der Dorfstraße liegend streift sein dösiger Blick die goldglänzenden Schulterstücke an seiner letzte Nacht hastig über den Stuhl geworfenen Schützenjacke. Schlagartig holt ihn die Realität wieder ein. Das war kein Traum: „Maxe“ ist König, großer König, Schützenkönig von Ribbesbüttel.
Rückblick: bereits vor zwei Wochen war inoffizieller Start zum Ribbesbüttler Schützenfest. Schützenbrüder und -schwestern trafen sich bei der amtierenden Königin Annette Böckler. Nach einem geselligen Beisammensein ging es gemeinsam zum Schützenheim, wo die Vorqualifikation zum alljährigen Königshaus-Schießen stattfand. Für die zehn Besten an diesem Abend hieß es dann erstmal warten bis zum Finale am Schützenfestwochenende.
Nachdem am Freitagabend zunächst die Kinder- und Jugendkönige ausgeschossen wurden, war es dann soweit und die Finalisten zum Großen König nahmen die Armbrust in die Hand. „Vor ein paar Jahren haben wir das Ausschießen des großen Königs ein wenig abgeändert, um die Spannung bis zur offiziellen Proklamation aufrecht zu halten,“ erklärt 1. Vorsitzender Jürgen Dimmler.
Im Anschluss an das Königsschießen wurde zunächst etwas zögerlich das Tanzbein geschwungen. „Dieses Jahr habe ich deutlich mehr Zeit als sonst gebraucht, um die Gäste von der Theke auf die Tanzfläche zu bekommen“, sagt Bernd Bendig – Zeltdisco-DJ und Mitorganisator des Festwochenendes – mit einem Augenzwinkern. Erst deutlich nach Mitternacht war die Tanzfläche gut gefüllt und auch vor dem Festzelt war noch einiges los.
Vor der Kaffeetafel am Samstagnachmittag zogen die Schützenbrüder- und Schwestern angeführt von Kommandeurin Katja Köritzer durchs Dorf, um die alten Könige abzuholen. Zurück auf dem Festplatz, freuten sich insbesondere die kleinen Gäste über Kinderkarussell sowie Süßigkeiten-Bude. Parallel zum Gaumenschmaus ging es auf dem Schießstand heiß her: Mannschaftspokal, Volkskönig und Schützenfestcup mussten schließlich auch noch ausgeschossen werden.
Samstagabend folgte mit der Proklamation des neuen Königshauses der Höhepunkt des Festwochenendes. Tatsächlich blieb es auch in diesem Jahr bis zum Schluss spannend und die Überraschung war ebenso wie die Freude groß als Jürgen Dimmler den Schützenkönig 2023 ausrief. Maximilian Krüger hatte sich im Stechen gegen seinen älteren Bruder Christian durchgesetzt und wurde frenetisch von allen Gästen und Mitgliedern der Schützengesellschaft gefeiert. Den dritten Platz und somit Hauptmann wurde Jonna Böckler, die gleichzeitig Kreis-Damen-Königin ist und es sich nicht nehmen ließ den Ehrentanz mit dem frisch gebackenen Ribbesbüttler König zu begehen. Unter wachsamen Blicken der beiden Fahnenbegleiter Annette Böckler und Michael Bartels schwang der neue Fahnenträger Dirk Böckler die SG-Standarte durch das tanzende Königshaus bis ein paar besonders durstige Schützenbrüder Maximilian erlösten und ihn zur nahegelegenen Theke trugen. „Es ist eine große Ehre für mich in diesem besonderen Jahr König zu sein“, so der jüngste der vier Krüger-Brüder in seiner anschließenden Rede, die er mit seinem ersten Amtsbefehl 50 Liter Freibier auszugeben beendete.
Warum dieses Jahr für Familie Krüger so besonders ist, löste sich am Sonntagmorgen auf. Beim Abholen der neuen Majestäten durch den vom Spielmannszug Wesendorf begleiteten Schützenumzug ging es zunächst zum Jugendkönig Simon Lang und anschließend zur Kinderkönigin Julia Grünhage. In der Zwischenzeit hatte sich der neue große König auch aus dem Bett gepellt und in Schale geworfen, um den Festumzug standesgemäß vor dem Elternhaus in Empfang zu nehmen. Zwischen vorwiegend flüssiger Marschverpflegung und pompösen Klängen vom Spielmannszug lieferte Kommandeurin Katja dann noch eine Geschichtsstunde: „1993 – also exakt vor 30 Jahren – haben wir Maxes Vater Norbert an selber Stelle als großen König abgeholt“ und die stolzen Eltern Rita und Norbert ergänzen: „Ein ganz besonderes Familienjubiläum für uns und wir freuen uns sehr mit und für Maxe.“
In alter SG-Sitte lies man die schönste Jahreszeit mit dem ausgedehnten und bis auf den letzten Platz ausverkauften Königsessen auf dem Festzelt ausklingen, wobei den Speisenden noch der König der Könige Kai Grünhage, Gewinner des Schützenfest-Cup Jens Schulz und Volkskönigin Annette Böckler – die gleichzeitig noch den Festorden ergattern konnte – präsentiert wurden. Nachdem alle Tombola-Preise verteilt waren bat Annette zum letzten und in diesem Jahr etwas anderem Wettbewerb: der altehrwürdige und äußerst begehrte Grü-Doh-Orden wurde in diesem Jahr nicht wie üblich an der Schießbude sondern mit dem Blasrohr ausgeschossen. Als Dankeschön lud der neue König Maximilian noch alle Schützenschwestern, -brüder, Helfer und Freunde zum Abschluss-Grillen vor dem Schützenheim ein. Ein wahrlich gelungenes Schützenfest.