Heimatbund Calberlah – Der deutsche Heimstättensiedler 1937

In einer Ausgabe der Zeitschrift „Der deutsche Heimstättensiedler“ aus dem Jahre 1937 widmete man sich verschiedener Themen rund um den Kleintierhof. Eines davon beschäftigte sich mit der Erzielung besserer Erfolge bei der natürlichen Brut von Hühnern. Heute mehr Liebhaberei, war die Hühnerhaltung auf dem eigenen Hof damals ein wichtiger Beitrag für die Volksernährung und man war stetig um eine Erhöhung der Erträge bemüht.

Einige der damaligen Ausführungen besitzen bis in die heutige Zeit hinein noch ihre Gültigkeit und ich möchte hier vier davon vorstellen.  

Brutzeit und Auswahl der Hennen

Um gute Zuchtergebnisse zu erzielen, wird ein rechtzeitiger Brutbeginn in den Monaten April und Mai empfohlen. Denn je früher eine Henne schlüpft, desto eher fängt sie im nächsten Jahr auch mit dem Brüten an. Eine passende Glucke ist manchmal nicht zur Hand und die Möglichkeit der Zwangsbrut funktioniert nur bei Puten, deswegen kann hier auch einmal die Glucke des Nachbarn aushelfen. Aber Vorsicht, vor der Umsiedlung ist das Tier genau zu begutachten. Ist die Henne zu schmal, der Kamm blass, das Gefieder struppig oder stehen die Brustknochen zu weit hervor, ist von der Verwendung abzusehen. Auch Krankheiten und Schädlinge, wie etwa Milben, können in den eigenen Stall mit eingeschleppt werden. Vorzuziehen sind die schweren Rassen, vom Charakter her weniger nervös beim Brutgeschäft und in der Lage, mehr Eier bedecken zu können. Eine gute Glucke rollt die untergelegten Eier ein, bleibt bei unserer Annäherung ruhig sitzen und rupft sich Brustfedern zur Polsterung ihres Nestes aus. Nicht jede Glucke ist auch eine gute Brüterin, auch wenn sie anfänglich brutwillig erscheint. Erfüllt sie die Erwartungen nicht, wird mit ihr später auch keine Brut mehr durchgeführt.

Herrichten des Nestes

Der Platz für ein schönes Nest sollte an einem halbdunklen, geschützten und zugfreien Ort liegen. Heu und/oder weiches Stroh eignet sich gut für dessen Auspolsterung, einer leichten Neigung folgend, sollten die Eier von selbst immer zur Mitte hin rollen. Vorher muss noch desinfiziert werden, Ungeziefer vermehrt sich durch die im Nest herrschende Brutwärme besonders rasant. Als Unterlage für das Nest eignet sich am besten Grasboden, seine abgegebene Feuchtigkeit ist neben der Temperatur besonders wichtig für den Bruterfolg. Dieser fällt umso höher aus, wenn die Henne einen ruhigen Platz hat und – auch insbesondere von Artgenossen – nicht zu sehr vom Brutgeschäft abgelenkt wird. Auch wir Menschen sollten uns nur für notwendige Arbeiten in der Nähe des Nestes aufhalten und ansonsten Abstand halten, keinesfalls aus Neugier in das Nest fassen oder gar die Glucke aufscheuchen.

Schieren der Eier

Am 13. Tag des Brütens kann geschiert werden, d. h. die Eier werden gegen ein starkes Licht gehalten, um festzustellen, ob eine Befruchtung stattgefunden hat. Bei einem befruchteten Ei erkennt man deutlich einen dunklen Körper mit Blutadern, der sich bewegt und wenn das Ei an ans Auge gehalten wird, bemerkt man durch Eigenwärme den Temperaturunterschied zwischen einen befruchteten und einem Ei welches nicht befruchtet wurde. Nicht befruchtete Eier werden dem Nest entnommen. Stehen glücklicherweise mehrere Glucken zur Verfügung, werden nach dem Schieren frei gewordene Plätze im Nest mit Eiern aus einem anderen Nest aufgefüllt. So bekommt man eine Glucke frei und kann ihr neue Eier unterlegen, die Glucke wird so besser genutzt.

Der Schlupf

Ab dem 20. Tag beginnt das Schlüpfen der Küken. Es wäre falsch, dauernd nachzuschauen, ob schon wieder ein Küken geschlüpft ist. Es reicht, morgens, mittags und abends die Glucke vorsichtig anzuheben und die geschlüpften Küken und Eierschalen aus dem Nest zu nehmen. Die Küken sind in einem gut ausgepolsterten Karton neben dem Ofen im Haus zunächst gut aufgehoben. Sind alle Küken geschlüpft, setzen wir sie der Glucke wieder unter. Das Entfernen der Eierschalen geschieht aus Vorsicht, die Schalen könnten auf einem frisch geschlüpften Küken liegen bleiben und es ersticken. Es kommt vor, dass die Glucke plötzlich das Nest verlässt und die Eier morgens erkaltet vorgefunden werden. Hier kann durch eintauchen der Eier in 40 Grad warmes Wasser noch versucht werden, die Küken zu retten. Nach dem Eintauchen sind sie gut zugedeckt neben dem warmen Ofen zu stellen, bis eine Ersatzglucke beschafft ist. Wichtig ist hier zu wissen, warum die Glucke das Nest so plötzlich verlassen hat. Haben sie Milben gequält, sind Mäuse im Nest oder haben Katzen sie aufgeschreckt? Können alle äußeren Einflüsse ausgeschlossen werden, ist die Henne mit einem Ring als nicht zuverlässig brütend zu kennzeichnen und von der kommenden Brut auszuschließen.

Heimatbund Calberlah, Karsten Karwehl

Heimatbund Calberlah

Bahnhofstr. 9 38547 Calberlah