Heimatbund Calberlah – Mut zur Unordnung
Schaut man in die Gärten unserer Region, fällt eines auf. Der Ordnungssinn und die Reinlichkeit im Garten bestimmen weitgehend das Bild. Man schaut auf Rasenflächen, Schotterbeete und kein Pflänzchen wächst unkontrolliert. Manchmal erblickt der Betrachter auch ein willkürlich zusammengewürfeltes Grün verschiedener Pflanzen und man hat den Eindruck, dass bei der Gartengestaltung in keiner Weise über das Ökosystem Garten nachgedacht wurde.
Auf solchen Flächen wird man keine Schmetterlinge erblicken, dort wird kein schmackhaftes Obst und Gemüse wachsen, dort werden unsere Kinder und Enkel nicht die Tier- und Pflanzenwelt entdecken können und dort spenden Obstbäume keinen wohltuenden Schatten im Sommer. Garantiert ist in solchen Anlagen nur eines: Langeweile und Frust bei der Gartenarbeit, sie erscheint den Menschen oft als eine lästige Pflichterfüllung, letztlich soll das eigene Grundstück nicht als vernachlässigt erscheinen.
Es ist zugegebenermaßen nicht einfach, von hergebrachten Gewohnheiten abzuweichen. Lassen Sie in Ihrem Garten aber ruhig ein wenig Unordnung zu. Denn unter übertriebener Ordnungsliebe und Hygiene steigt beim Menschen auch die Anfälligkeit für Allergien und die Tier- und Pflanzenwelt kann sich nicht entwickeln.
Ein gutes Beispiel für letzteres ist ein gepflegter Rasen. Er sieht gut aus, ist aber für das Ökosystem Garten weitgehend bedeutungslos und muss zudem regelmäßig gewässert und gemäht werden.
Bieten wir einen abwechslungsreichen Garten mit ausreichend Nahrung und Lebensraum für Insekten, folgen bald Kleintiere und Vögel. Sie ersparen uns die Schädlingsbekämpfung. Das aufgeschichtete Schnittgut vom letzten Baumschnitt nehmen Kleintiere wie Eidechse oder Igel gerne als Unterschlupf an, große Laubhaufen ebenso. Über Totholz als Möglichkeit zum Verstecken oder auch um darin zu wohnen, freuen sich zahlreiche Insekten. Auch Steinhaufen sind dafür gut geeignet, sehr beliebt sind außerdem auch Holzstapel bei Käfern und Eidechsen. Heimische Gehölze wie Weißdorn und Schlehe ziehen Insekten an, Hecken bieten Schutz und Unterschlupf, herbstliches Laub ebenso.
Apropos Hecke. Eine Benjeshecke aus Ästen und Zweigen im Garten ist gut als Unterschlupf für Igel und Reptilien geeignet. Die ausgeschiedenen Samen von Vögeln sammeln sich darin, treiben neu aus und auch durch den Zuflog von Samen entstehen neue Pflanzen aus dem Inneren der Hecke.
Die Wintermonate sind eine gute Zeit, um über die eigene Gartengestaltung nachzudenken. Man muss nicht gleich den ganzen Garten verändern, ein kleines Stück davon reicht schon.
Allen Lesern vom unteruns-Portal einen erholsamen Start ins Jahr 2024 und viele schöne Stunden im Garten, vielleicht auch mit dem Mut zur Unordnung.
Heimatbund Calberlah, Karsten Karwehl