Heimatbund Calberlah – Obstbäume im Dezember pflegen

Heimatbund Calberlah – Obstbäume im Dezember pflegen

Jedes Auto muss zum TÜV und in die Werkstatt. Regelmäßig begutachtet, haben wir einen zuverlässigen Begleiter auf der Straße. Ebenso verhält es sich im Garten. Begutachten wir unsere Bäume regelmäßig und stellen Fehler rechtzeitig ab, bereitet uns der Baum viel Freude. Er spendet im Sommer kühlen Schatten und liefert leckere Früchte in ausreichender Zahl. So weit, so gut, wie bekomme ich das hin?

Im Dezember gehen Obstbäume in die Winterruhe, es ein guter Zeitpunkt für die Pflege der anspruchsvollen Pflanzen. Vor der Pflege steht jedoch noch die Begutachtung des Baumes, d.h. wir müssen die Standfestigkeit, den Schädlingsdruck, den Zustand des Stammes und den Kronenaufbau einordnen. Stehen junge Bäume noch am Pflanzgerüst, sind die Stabilität des Gerüstes und die Anbindung der Bäume zu kontrollieren.

Manchmal weiß man nicht, um was für einen Baum es sich handelt, bei einem Baum ohne Früchte ist es manchmal gar nicht so einfach. Dabei ist gerade das wichtig, denn Obstbäume werden unterschiedlich geschnitten. Rinde und Zweige, noch vorhandene Blätter, Fruchtmumien, Fallobst, bestenfalls noch Sortenetiketten, ergeben einen ersten Anhaltspunkt. Oder ganz einfach mal den Großvater oder den Nachbarn von nebenan danach fragen. Wer schon mehr im Thema steht, dem geben Blatt- und Blütenknospen, die rötlichen Triebe bei Aprikosen oder die rötlich-braunen Jungtriebe beim Apfel wertvolle Hinweise.

Kennt man nun den Baum, wird geschaut. Wird bei jungen Bäumen geringer Zuwachs und vermehrte Ausschläge an der Basis des Stammes festgestellt, ist es ein Zeichen für fehlende Vitalität. Liegt es am Standort oder vernachlässigter Baumpflege? Ist der Baum fachgerecht gepflanzt worden? Hier lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Solch ein schwacher Baum ist anfällig für Holzschädlinge, winzige Löcher, gerade einmal einen Millimeter groß, deuten auf den Holzbohrer hin. Er liebt noch vitales, aber schon geschwächtes Holz. Befallene Partien sind verloren und müssen entnommen werden, bestenfalls kann durch einen Rückschnitt bis unterhalb dieser Zonen der Baum vielleicht noch gerettet werden.

Wühlmäuse sind der Erzfeind von Obstgehölzen und oft der Grund für kränkliche oder abgestorbene Jungbäume. Die Löcher im Boden weisen auf einen Befalls Druck hin, Abhilfe können hier Lebendfallen aus dem Handel schaffen. Warten und auf Besserung hoffen ist hier fehl am Platz, Wühlmäuse haben mit ihrem Appetit schon ganze Obstplantagen vernichtet, sie sind sehr fruchtbar und der Schrecken eines jeden Obstbauern. Man muss man die Nager jedoch nicht gleich umbringen, in Fallen gefangen können sie andernorts wieder in die Freiheit entlassen werden.

Sonnige Tage bei frostigen Temperaturen sind für die Rinde unserer Obstbäume eine enorme Belastung. Die Temperaturunterschiede auf dem Stamm bei Sonneneinstrahlung führen zum Aufreißen der Rinde, Pilze, Bakterien und Schädlinge dringen darüber in den Baum ein. Der Baum kann diese Wunde nicht mehr schließen und durch das jährliche Dickenwachstum reißt die Wunde immer wieder auf. Dagegen hilft ein Kalkanstrich zur rechten Zeit. Entweder als kostengünstige Variante selbst zusammen gemixt oder gekauft, beides geht und verhindert den Schaden an der Rinde.

Schaut man auf die Krone des Baumes, kann man mit einem gezielten Schnitt gleich mehrfach Gutes tun, gut ausgeschnitten können das Licht und der Wind wieder das Innere der Krone erreichen. So haben es feuchtigkeitsliebende Krankheiten schwerer mit dem Eindringen in die Pflanze. Ausgelichtet trocknen die Kronen nach dem Regen schneller ab, das verringert deutlich die Anfälligkeit für Obstbaumkrebs, Monilia oder Schorf. Solch ein Schnitt bei trockenem Wetter ist ein guter Gesundheitsschutz für unsere Bäume, all die Bakterien und Pilze mögen es schön feucht, Trockenheit ist ihnen ein Graus. Beim Obstbaumkrebs sind die befallenen Astpartien zu entfernen, es muss bis ins gesunde Holz zurückgeschnitten werden. Grundsätzlich sind die Schnittwerkzeuge vor und nach dem Schnitt mit z. B. 70%-igem Alkohol zu desinfizieren, auch wenn es manchmal lästig sein sollte.

Da wären auch noch die Misteln zu erwähnen. Sie sind eine nicht zu unterschätzende Gefahr für unsere Bäume, deren Entfernung bitte nicht aufschieben, sondern gleich daran gehen. Auch hier bis weit ins gesunde Holz zurückschneiden, ein Blick über den Gartenzaun lohnt sich zudem. Hat der Nachbar etwa auch schon Mispeln? Falls ja, bitte auch die entfernen und danach zusammen mit dem Nachbarn auf das gute Miteinander ein Püllecken am Gartenzaun trinken, Gartenarbeit muss eben auch Spaß machen.

Kümmert ein Baum schon länger vor sich hin, ist es manchmal besser, einen neuen zu pflanzen. Beim Kauf eines neuen Baumes ist eine Beratung immer von Vorteil, gute Baumschulen bieten sie an. Als Mitglied im Heimatbund Calberlah erhalten Sie eine kostenfreie Kaufberatung und Praxistipps bei der Baum- und Gartenpflege, damit Sie weiterhin Obst aus dem eigenen Garten ernten können.

Liebe Leserinnen und Leser, der Heimatbund Calberlah wünscht Ihnen allen eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Übergang ins Jahr 2024!

Heimatbund Calberlah, Karsten Karwehl

 

 

Heimatbund Calberlah

Bahnhofstr. 9 38547 Calberlah