Heimatbund Calberlah – Parkplätze statt Gärten
Heutzutage werden die Grundstücke dichter und höher bebaut. Wo früher immer noch etwas Platz für eine Ziergartenfläche und ein kleines Beet übrig blieb, haben heute nüchterne Funktionsbauten das Dorfbild verändert. Die Gartenflächen sind Parkplätzen gewichen und es wird oft bis kurz vor Nachbars Gartenzaun bebaut. Dies alles beeinflusst auch unser Klima spürbar, ein gutes Beispiel ist hier die Bahnhofstraße in Calberlah. Im Sommer herrscht dort auf dem Parkplatz eines Gastronomiebetriebes eine erdrückende Hitze. Keine 25 Schritte weiter auf der von großen Lindenbäumen gesäumten Bahnhofstraße ist die Luft kühler und der Schatten tut Mensch und Tier gut.
Es wächst die Sehnsucht der Menschen nach einem Stück Natur um sie herum. Doch die ehemaligen Gärten gibt es nicht mehr und so wird der Platz für die Menschen eng, es fehlt ihnen an Rückzugsorten. Hier liegt es nahe, das eigene Umfeld für sich ein bisschen grüner zu gestalten. Balkon, Hauseingang, der eigene Parkplatz, die Hauswand und der kleine Platz an Nachbars Gartenzaun können dafür gut genutzt werden. Dies alles kann schon eine Verbesserung des Kleinklimas bewirken, zudem schmücken begrünte Bereiche nicht nur die Hauswand und den Balkon, sie sind ein Schutz vor der Sonneneinstrahlung, dem Verkehrslärm und auch vor Regen. Dazu kommt noch die Freude über das blühende Grün.
Wer keinen eigenen Garten besitzt, muss trotzdem nicht auf die eigene Obsternte verzichten
Geschafft, die eigene Wohnung ist bezogen und nun fehlt noch etwas Grün für mehr Gemütlichkeit. Wie nun anfangen? Zuerst mit der Auswahl geeigneter Standorte. Wählen Sie dabei eine Fläche im Freiland aus, muss der Boden immer erst tiefgründig aufgelockert werden. Verdichtete Erde bekommt unserem Grünzeug gar nicht gut.
Volle Sonne vertragen der Pfirsich, die Weinrebe, Quitten und auch Feigen. Pflegeleicht und reich im Ertrag sind hier die Weinreben, abgesehen von einem regelmäßigen Schnitt sind sie recht anspruchslos und als Schattenspender im Sommer gut geeignet für das eigene Wohlbefinden.
Im Halbschatten fühlt sich das Beerenobst wohl, Johannis-, Heidel- und Stachelbeeren danken es mit reichlich Fruchtbehang. Heidelbeeren sind auf sauren Boden angewiesen, Rhododendronerde eignet sich für diesen Zweck sehr gut. Und im Schatten? Die Walderdbeeren sind als Bodendecker für diesen Platz bestens geeignet.
Durch eine geschickte Pflanzenauswahl kommt neben dem bunten Farbenspiel vom Grünzeug auch noch das Naschen dazu
Gemütlich soll es sein, wohlfühlen und abschalten nach Feierabend. Auf dem eigenen Balkon oder der Terrasse heißt die Lösung hier Containerkultur mit schwachwachsenden Pflanzen. Birnenbäumchen eignen sich mit einer Quittenunterlage C, Kirschen hingegen auf Unterlage GiSelA3, beim Apfel verspricht die schwachwachsende Unterlage M9 Erfolg. Beerenobst gibt es auch in Säulenformen oder in kompakter Form. Bei Qualitätsware sind die Unterlagen auch immer auf dem Etikett mit aufgeführt, beim Kauf in der Baumschule ist man meistens auf der sicheren Seite und es gibt obendrein auch immer eine Beratung mit dazu. Kleine Pflanzgefäße, aufgehängt und mit Erdbeeren oder Cranberries bepflanzt, bringen zusätzliche Gaumenfreuden.
An Hauswänden bieten sich Spaliere für Weinreben an. Aber auch Sauerkirschen gedeihen dort gut am Spalier, mit deren Früchten kann man leckere Kuchen backen. Auch Stachelbeeren in die Erde oder den Container gesetzt, versprechen Kuchenfreuden. Im Handel sind auch dornenlose Stachelbeeren erhältlich. Der kleine Platz neben der Haustür eignet sich für Johannisbeeren, sie tragen sehr früh im Jahr und sind anspruchslos in der Pflege. Auch bei den Johannisbeeren geht wieder beides, ab in die Erde oder auch im Container eingesetzt. Sind sie stolzer Besitzer einer Terrasse, bietet sich der Blick auf eine Felsenbirne an. Der einheimische, anspruchslose Strauch blüht sehr schön schon im April und liefert vielseitig verwendbare Früchte. Der kleine Bruder davon ist die Aroma-Felsenbirne. Sie ist kleinwüchsiger und liefert sehr aromatische und dazu größere Früchte.
Zäune engen ein Grundstück ein. Vielleicht kann hier auf einen Zaun verzichtet werden, eine Lösung wäre eine Hecke aus Wildrosen. Sie blühen sehr schön und die Hagebutten sind vielseitig verwendbar, bitte beim Pflanzen aber an eine Rhizom Sperre denken und auch vorher die Absicht mit dem Nachbarn besprechen.
Gemüse und Küchenkräuter gefällig?
Auch Gemüse lässt sich auf kleinem Raum anbauen. Die nötigen Pflanztaschen dafür gibt es im Handel in vielen verschiedenen Größen und Variationen, entweder für Terrasse und Balkon oder auch zum an die Hauswand hängen. Blumen- oder Balkonkästen bieten sich ebenfalls an, auch gut geeignet sind Mini-Gewächshäuser zum Anlehnen an die Hauswand. Süßkartoffeln, Paprika, Kohlrabi, Kapuzinerkresse und auch Schnittlauch bereichern so den eigenen Speisezettel, die Küchenkräuter lassen sich leicht selber anziehen, wer möchte im Palettenbeet.
Wir beklagen Hitze und Trockenheit, leisten uns aber weite Rasenflächen und Schotterbeete. Wer mit offenen Augen durch die Straßen des Dorfes geht, muss etwas feststellen. Für etwas mehr Grün ist hier noch überall Platz.
Heimatbund Calberlah, Karsten Karwehl