Heimatbund Calberlah – Zuhause oder Heimat?
Im Jahr 2024 können wir besondere Jahrestage feiern. Am 4. April 1949 schlossen sich Belgien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Island, Italien, Kanada, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Portugal und die USA zur NATO zusammen. Mit der Unterzeichnung des Grundgesetzes wurde am 23. Mai 1949 die Bundesrepublik Deutschland ins Leben gerufen. Es folgte die Gründung der Deutschen Demokratischen Republik am 7. Oktober 1949 als zweiter deutscher Staat nach dem 2. Weltkrieg.
Stellt man sich die Frage nach der Heimat, antworten viele Ältere aus der noch Kriegsgeneration mit ihrem Geburtsort, viele stammen aus Flüchtlingsfamilien und können sich noch an die Schrecken von Flucht und Vertreibung erinnern. Für die jungen Menschen hat der Begriff „Heimat“ oft etwas Angestaubtes an sich. Der eigene Lebensraum wird mehr als Zuhause denn als Heimat angesehen.
Führt man den Gedanken weiter fort, stellt sich die Frage, ob wir überhaupt eine Heimat brauchen. Seit vielen Jahren kommen Flüchtlinge freiwillig oder unfreiwillig nach Deutschland. Was bedeutet das Verlassen ihrer Heimat für sie und was bedeutet die Aufnahme so vieler Menschen aus einem anderen Kulturkreis für Deutschland? Die Meinungen sind gespalten, aber wir erinnern uns an unsere eigene deutsche Geschichte und die Folgen der nationalsozialistischen Herrschaft, welche mit Flucht und Vertreibung endete. Wir besitzen heute ein großes Geschenk, unsere Heimat lebt Demokratie und wir dürfen es erleben.
Heimatverbundenheit ist eine Lebenseinstellung, die nichts mit Zentralstaatlichkeit zu tun hat. Der Heimatgedanke spiegelt ganz im Gegenteil die Vielfalt der Regionen Deutschlands wider und so ist es auch nicht verwunderlich, dass wir uns in einer ruhigen Stunde fragen, wo wir eigentlich hingehören. Unterschiede bei der Herkunft spielen Jahrzehnte nach Kriegsende kaum noch eine Rolle, die Globalisierung schreitet zudem einher mit stetigen Veränderungen und dem langsamen Verfall der kulturellen Vielfalt. Die Alten unter uns leiden besonders unter diesem schnellen Wandel der Zeit, in den Dörfern fehlt es des Öfteren an passender Infrastruktur für sie und in den Städten kennen die Menschen den eigenen Nachbarn aus der Wohnung nebenan nicht mehr. Zur Heimatverbundenheit gehört auch der Einsatz für junge Familien, sie brauchen Kindergärten, Schulen und die Möglichkeit zum kulturellen Austausch.
Das Bewahren unserer eigenen Kultur hat einen enormen Einfluss auf unser gesellschaftliches Miteinander, dies ist der Schlüssel für gegenseitiges Verständnis und Mitgefühl. Schauen wir jedoch auch auf andere Länder. Mit dem Blick über die Grenze können wir voneinander lernen, gegenseitiges Verständnis entwickeln und gemeinsame Ziele anstreben. Unsere Heimatbewegung tut gut daran, sich in ein geeintes Europa einzufügen und sich nicht von Scharfmachern einnehmen zu lassen.
In der Presse las ich, dass ein junger Mann aus dem Ort neuer Trainer der Calberlaher Fußballmannschaft wird. Ein anderer aus Calberlah wiederum führt die Kfz-Werkstatt seiner Familie in der dritten Generation weiter und eine junge Calberlaher Mutter hat die Geschäftsführung des SV Calberlah übernommen. Viele Menschen aus Calberlah engagieren sich in der Kultur- und Heimatpflege, sie alle haben ihr Zuhause, wenn nicht sogar ihre Heimat gefunden.
Heimatbund Calberlah, Karsten Karwehl