Vor 2500 Jahren: Archäologische Untersuchungen in Liedingen
Archäologen, das sind doch diese merkwürdigen Leute, die bei Wind und Wetter in irgendwelchen Erdlöchern nach Knochen, Scherben und anderen Kultur-Resten buddeln. Über ein 1/2 Jahr konnten Spaziergänger in der Liedinger Gemarkung diese wunderlichen Geschichts-Maulwürfe bei ihrer Arbeit besichtigen. Die große Tennet-Baustelle für das geplante Umspannwerk wurde vor den eigentlichen Bauarbeiten nämlich durch die Firma Arcontor Projekt GmbH archäologisch untersucht.
Zum großen Glück, wie sich herausstellte, denn es wurden Überreste einer frühen eisenzeitlichen Siedlung gefunden (ca. 800 – 400 v.Chr.). Der Liedinger Bürgerverein “Wir für Liedingen” und die Ortsheimatpflege fanden das Thema dermaßen interessant, dass nach Abschluss der Untersuchungen eine Vortragsveranstaltung dazu organisiert wurde – am 21. März auf dem Liedinger Saal.
Der große Raum wurde voll: Der Bürgervereinsvorsitzende und Ortsheimatpfleger Axel Richter konnte über 130 erwartungsvolle Gäste begrüßen.
Dr. Michael Geschwinde, Bezirksarchäologe a.D., ging in seinem Einführungsvortrag auf die generelle Fundsituation im Südkreis Peine ein. Neben der Liedinger Siedlung beschrieb er als weitere Beispiele das Erdwerk zwischen Berel und Lesse sowie die römerzeitliche Siedlung in Vallstedt.
Frau M. sc. Tabea Adam, die Grabungsleiterin der Firma Arcontor, übernahm anschließend die Vorstellung des Grabungsberichtes. Wer bis dahin noch romantische Vorstellungen von archäologischer Arbeit à la Indiana Jones hatte, wurde durch den Bericht über die streng methodische Vorgehensweise doch ein wenig ernüchtert.
Entdeckt wurden hunderte von Pfostengruben, die auf diverse Wohn- und Speicherbauten schließen lassen, weitere Gruben- und Graben-Eintiefungen, Keramikgefäße und –scherben, Holzkohle, Spinnwirtel und Mahlsteine sowie eine Begräbnis-Urne. Neben diesen eisenzeitlichen Spuren wurden auch steinzeitliche Funde gemacht: zwei Steinbeile und kleinere Werkzeuge.
Durch vorherige Zufallsfunde (Steinwerkzeuge) und die Benennung des angrenzenden Flurstücks als „Totenkamp“ gab es zwar archäologischeVerdachtsmomente, aber eine solche Fundfülle in einem landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebiet ist eine absolut positive Überraschung für den Peiner Südkreis. Dr. Geschwinde deutete schon an, dass durch die zunehmende Bautätigkeit u.a. im Rahmen der Energiewende sicherlich noch weitaus mehr zu erwarten ist.
Nach diesen beiden Vorträgen standen die Referenten noch für weitere Fragen aus dem interessierten Publikum zur Verfügung.
Die Funde, Bodenproben und sonstigen Ergebnisse der Grabung landen erst einmal im Magazin und warten auf eine wissenschaftliche Auswertung – es bleibt spannend!